Ich habe es gehasst, wenn ich früher in der Schule Vorträge halten musste. Vor der Klasse zu stehen und etwas zu präsentieren, war gar nicht mein Ding. Auch in meiner Klavierklasse gab es regelmässig Vortragsübungen. Da musste jeder Schüler vor der versammelten Elternschaft ein Stück vorspielen. Diese Zurschaustellung hat mir nie zugesagt. Ich hatte Angst vor dem Urteil des Lehrers und der Mitschüler. Was, wenn mir ein Fehler passiert, und sie mich auslachen? Doch eines Tages fand ich mich im Teenageralter plötzlich als Sänger in einer Rockband wieder. Und es hat mich überhaupt nicht gestresst. Im Gegenteil, ich freute mich sogar darauf, auf die Bühne zu gehen, wenn wir die Gelegenheit hatten, ein Konzert zu spielen. Was war hier anders als bei den Vorträgen?
Wie geht es Dir damit? Hast Du Angst, Dein Wissen und Können nach aussen zu zeigen? Das hat einen guten Grund. Wenn Du Dich exponierst, dann machst Du Dich automatisch auch angreifbar und verletzbar. Wenn Du Mühe hast, mit Kritik, Wertungen und Urteilen aus dem Aussen umzugehen, dann sind Dir solche Situationen unangenehm. Vielleicht kommt aber der grösste Erwartungsdruck an Dich auch von Dir selbst … Bist Du ein Perfektionist, der kein Raum, keine Möglichkeit für Fehler lassen kann und will? Oder fürchtest Du Dich vielleicht sogar davor, erfolgreich zu sein? Das klingt erstmal paradox, ist aber eine durchaus verbreitete Blockade. Vielleicht fühlst Du Dich ganz wohl im Selbstmitleid, weil es Dir die Aufmerksamkeit und Fürsorge Deiner Mitmenschen garantiert? Dies passiert in der Regel völlig unbewusst. Wenn Du Dich hinstellst und Deinen Freunden und Deiner Familie gegenüber sagst: «Ich setze jetzt mein Projekt um und setze mir die entsprechenden Ziele dafür.» Dann gibt es sozusagen kein Zurück mehr. Dann ist es raus, und Du hast damit Erwartungen und Hoffnungen in den Menschen geweckt. Du kannst dann nicht mehr eine 180 Grad-Wende machen, sondern musst Verantwortung für Deine Worte übernehmen und Taten folgen lassen. Damit geht natürlich das Risiko einher, dass Du Deine Ziele nicht erreichst, Dir und Deinen Mitmenschen das nicht eingestehen willst und Dich dafür schämst.
Dein Hirn, ganz besonders Dein Unterbewusstsein, hat gar keine Freude, wenn Du Dich einem solchen Risiko aussetzen willst. Es ist dafür da, Dein Überleben zu sichern und wird die Programme und Handlungsmuster abspulen, die sich bewährt und Dein Überleben gesichert haben – oder besser gesagt: diejenigen Programme und Handlungsmuster, die Dein Überleben nicht gefährdet haben. Dein Unterbewusstsein will Dich vor potenziellem Schaden bewahren und kann Dir bei so manchem Vorhaben ganz grosse Steine in den Weg legen. Kennst Du das, wenn Du mit Deinem Verstand ein Problem in Deinem Leben identifiziert, vielleicht schon die Schritte zur Lösung definiert hast – aber Du schaffst es einfach nicht, diese anzugehen und es umzusetzen? Diese Dynamik führt Dir klar und deutlich die Macht Deines Unterbewusstseins vor Augen. Dein Verstand zieht dabei meistens den Kürzeren.
Sich zeigen braucht Selbst- und Urvertrauen
Wenn Du gewisse Dinge in Deinem Leben erreichen möchtest, dann wirst Du immer wieder an einen Punkt gelangen, an dem Du Dich zeigen musst – oder besser gesagt: zeigen darfst. Sei es, wenn Du neue Freunde kennenlernen möchtest, oder wenn Du Dein eigenes Business aufbauen willst. Um Dich zeigen zu können, brauchst Du zwei elementar wichtige Eigenschaften. Zum Einen brauchst Du Selbstvertrauen, also dass Du Vertrauen in Dich selbst fassen kannst. Wenn Du nicht an Dich glaubst und Dir vertraust, wie soll es jemand anderes können? Zum Anderen brauchst Du aber auch Urvertrauen, also das Vertrauen in Deine Intuition, Dich auf den richtigen Lebensweg zu leiten. Denn auch mit dem grössten Selbstvertrauen kann es passieren, dass ein Vorhaben scheitert oder nicht so herauskommt, wie Du es Dir vorgestellt hast. Dann ist es wichtig, diese vermeintliche Niederlage nicht als persönliche Strafe zu betrachten, sondern als Lektion des Lebens, die Dir dabei helfen soll, weiterzukommen und Deine wahre Bestimmung zu finden.
Meine Empfehlungen für mehr Selbst- und Urvertrauen
Nun interessiert es Dich vermutlich, wie Du das konkret anstellen kannst, Dein Selbstvertrauen und Dein Urvertrauen aufzubauen, um Dein Licht in die Welt hinaustragen zu können. Ich möchte Dir drei Schritte zeigen, wie Dir das gelingen kann.
1. Sprich wohlwollend zu Dir
Mache Dir bewusst, wie Du zu Dir sprichst. Diese innere Stimme, Dein innerer Kritiker, der Dir immer erzählen will, was Du alles nicht kannst und wofür Du nicht gut genug bist. Du bist nicht diese innere Stimme. Es ist das Unterbewusstsein, das diese Blockaden aufstellt, damit Du keine Risiken eingehst. Der Verstand liefert dann im Nachgang noch die scheinbar rationale Erklärung dafür, dass Du Dein Vorhaben eben aufgrund der Blockaden nicht umsetzen kannst. Du sollst den inneren Kritiker nicht einfach unterdrücken, du kannst ihn Dir anhören. Aber gib ihm dann auch zu verstehen, dass Du weisst, dass er Dich nur beschützen will, Du aber trotzdem Deinem Herzensweg folgen wirst. Versuche immer wieder, wohlwollend zu Dir selbst zu sprechen. Auch bei einem kleinen Erfolg darfst Du Dir auf die Schulter klopfen und Dir innerlich sagen: «Was für ein toller Erfolg!». Und wenn Dir etwas misslingt, dann schimpf Dich nicht aus. Tröste Dich, zeige Verständnis und ermuntere Dich, wieder aufzustehen und weiterzumachen, so wie Du es mit den Menschen tust, die Du liebst.
2. Löse Dich von Fremdbewertungen
Unser Ego sucht immer nach Bestätigung von aussen. Daraufhin empfindest Du Glücksgefühle, vielleicht auch Stolz und Motivation. Diese sind aber leider nur von kurzfristiger Natur. Es braucht immer wieder diese externen Stimuli, um Dein Glücksempfinden und Deine Motivation aufrecht zu erhalten. Schlimmer noch: Du brauchst immer stärkere Bestätigungen aus dem Aussen, um diese Gefühle auf dem gleichen Level zu halten, geschweige denn, sie zu steigern. Hier darfst Du erkennen, dass positive wie auch negative Bewertungen, die andere über Dich machen, die Urteile, die sie über Dich fällen, nicht Dein Problem sind, sondern ihres. Zumindest zum grössten Teil. An einer Kritik ist zwar meist auch ein wahrer Kern dran, doch der Grossteil ist eine Projektion desjenigen Menschen, der dich kritisiert. Wichtig ist, dass Du Dein Glück und Deine Motivation selbst aus Deinem Inneren erschaffst. Das ist nachhaltig und sinnstiftend. Auch hier kannst Du wieder wohlwollend zu Dir sprechen und Dir versichern, dass Du gut genug bist, so wie Du bist. Das heisst nicht, dass Du immer so bleiben musst und Dich nicht weiter entwickeln darfst. Aber im Hier und Jetzt bist Du gut, so wie Du bist. Du hast Dein Bestes gegeben, das Dir zu diesem Zeitpunkt möglich ist – und das zählt.
Es gibt hier zwei Ansätze, die ich Dir ans Herz legen möchte. Erstens darfst Du Dir bewusst machen, dass die Meinung, die Kritik oder die Bewertung eines anderen über Dich nicht die Deinige ist. Gib nicht selbst noch negative Energie in diese Auseinandersetzung hinein. Frag Dich ganz einfach: «Ist das meine Meinung? Nein!» Der andere muss damit zurechtkommen, nicht Du. Zweitens kannst Du Dir, wenn Du diese Abgrenzung im Griff hast, wieder eine offene Haltung gegenüber äusserer Kritik erlauben. Denn jemand der Dich kritisiert, kannst Du auch als jemanden betrachten, der Dich besser machen will. Robert Betz nennt diese Menschen liebevoll «Arschengel», was es sehr schön umschreibt. Mit anderen Worten, Du grenzt Dich einerseits von äusserer Kritik und Bewertung ab und steckst keine negative Energie mehr rein. Zudem weisst Du, dass Du im Hier und Jetzt gut genug bist, Dein Bestes gegeben hast und keine Bestätigung aus dem Aussen brauchst. Und zu guter Letzt kannst Du die Kritikpunkte, die Du nicht persönlich nimmst, als Hinweise für Deine Verbesserung und Weiterentwicklung in der Zukunft nutzen.
3. Nimm es mit Humor
Wenn Du auch noch so viel Herzblut, Fleiss und Anstrengung in ein Vorhaben steckst, es wird Dir nicht immer alles gelingen. Eine der grössten Ängste der Menschen ist es, etwas falsch zu machen, vor allem wenn es dann noch jemand bemerkt. Wie viele Dinge bist Du in Deinem Leben nicht einmal angegangen, weil Du Angst davor hattest, zu versagen oder einen Fehler zu machen? Und wie oft haben sich schon vermeintliche Niederlagen im Leben im Nachhinein als Segen herausgestellt? Anstatt Dich aufzuregen, kannst Du über Deine Missgeschicke und Fehler auch lachen und dabei Deine Würde behalten. Dadurch erlangst Du einen spielerischen Umgang mit solchen Niederlagen, denn diese sind neben Erfolgen auch notwendig, damit Du überhaupt lernen und Dich weiterentwickeln kannst. Die Schwierigkeiten und Herausforderungen in Deinem Leben haben es überhaupt erst möglich gemacht, dass Du zu dem wundervollen Menschen wurdest, der Du heute bist.
Den einen Menschen scheint es in die Wiege gelegt, sich zeigen zu können. Doch für Die meisten Menschen braucht es eine gewisse Überwindung dazu. Christian Bischoff hat es mal so treffend formuliert: «Wer gesehen werden will, muss sich zeigen können.» Und Du kannst es, davon bin ich überzeugt. Es ist keine Schande, sich Unterstützung zu holen, um das zu erreichen. Im Gegenteil, es zeugt von Grösse und davon, dass es Dir wirklich ernst und wichtig ist. Gerne begleite und unterstütze ich Dich auf Deinem Weg zu mehr Selbstvertrauen und zu mehr Urvertrauen.
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